Hypothekarfonds
Glücklich, überhaupt einen Job zu haben, verdienen in der Regel auch Facharbeiter, Büroangestellte, Krankenpflegerinnen und Lehrer nur knapp über dem Existenzminimum. Eine solche Familie mit zwei Salären wird in der Regel zwischen 200 und 500 USD monatlich verdienen. Sie sind „zu reich“ für die Armutsprogramme und „zu arm“ für einen Bankkredit. Sie wohnen bei Verwandten oder zahlen hohe Mieten und müssen Geld sparen um ihre Kinder, die es mal besser haben sollen, auf die private Mittelschule schicken zu können. Die Wohnungsnot in allen Ländern Lateinamerikas ist gross, vor allem für die Masse der Armen. Millionen von Familien leben zusammengepfercht in kleinen Appartements und zahlen dafür einen hohen Zins, andere müssen in miserablen Hütten wohnen und auch dafür oft noch zahlen. Die Baukosten sind auch in Lateinamerika hoch. Vor allem die Bankzinsen, die in der Regel um die 20% betragen, aber auch die Profitmargen des spekulativen Wohnungsbaus verteuern jegliche Aktivität im formellen Sektor. Ein einfaches Haus von 45 m2 Grundfläche kostet in der Regel ab USD 25’000 und trotz einer hohen Bargeldanzahlung von etwa USD 6’000 werden monatliche Zahlungen von USD 300 bis USD 400 fällig und das Haus wird erst in 15 oder 20 Jahren Laufzeit drei bis viermal bezahlt. Unsere Zielgruppe hat da keine Chance. Im Jahre 1996 hat Grupo Sofonias dank einer Finanzierung der EU und der DEZA eine Überbauung bewerkstelligen können die Alternativen aufzeigt. 34 Grundstücke wurden in einer ansprechenden architektonischen Gestaltung sowie zu deutlich tieferen Preisen gebaut. Die Hypotheken zu variablen Zinssätzen wurden auf maximal 10 Jahre festgesetzt. Damit wird erreicht, dass das Kapital schneller zirkuliert. Der Durchschnitt der Laufzeiten ist unter acht Jahren. Diese Projekt schloss mit einer Warteliste von 60 Familien ab. In Umfragen hat sich ergeben, dass die meisten dieser Familien zwischen 80 und 150 USD Miete pro Monat zahlen und dass sie in der Regel eine Anzahlung von USD 2’000 aufbringen können. Viele der Leute besitzen ein Stück Land oder sind zuversichtlich ein solches erwerben zu können. Dass wir in Kleinstädten mit einer weitgehend intakten Sozialstruktur arbeiten, ist hier natürlich die Grundlage. Mittlerweile konnten weitere ähnliche Projekte ausgeführt werden und so das Fondskapital auf ca. 350’000 USD ausgebaut werden. Die Firma „EcoTec S.A.“, die vollständig im Besitz von Grupo Sofonias ist, verwaltet den Fonds und verkauft die fertigen Häuser an die Käufer gegen einen Barbetrag (Anzahlung) und einen als Hypothek verschriebenen Kredit. Die monatlichen Zahlungen werden verwaltet und der Kapitalteil in den Fonds zurückgeführt. Der Zinsertrag wird zur Hälfte für Verwaltungsaufgaben verwendet und zur anderen Hälfte von Grupo Sofonias in soziale Projekte im ländlichen Raum investiert. Aufgrund der Erfahrungen mit den verschiedenen Projekten und den Interviews mit den Interessenten wissen wir, dass eine Anzahlung von USD 2’000 und monatliche Zahlungen von USD 80 – 150 für viele dieser „arbeitenden Armen“ erschwinglich ist. Die Zahlungsmoral ist ausgezeichnet, da sich alle bewusst sind, dass dies eine einmalige Chance darstellt. |
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